â ïž Hinweis
Diese Zusammenfassung basiert auf deinen ArbeitsblÀttern (Material 2 & 3).
1. Formen der Demokratie
ReprÀsentative Demokratie
Das Volk wÀhlt Vertreter (Abgeordnete), die dann politische Entscheidungen treffen.
Beispiel: Bundestagswahl in Deutschland.
Direkte Demokratie
Das Volk stimmt unmittelbar ĂŒber Sachfragen ab.
Beispiel: Volksentscheide in der Schweiz oder auf Landesebene in DE.
Fachbegriff: Akzessorische Demokratie
Nach Peter Graf Kielmansegg ist die direkte Demokratie in modernen Staaten meist nur akzessorisch (hinzutretend/ergĂ€nzend). Sie ersetzt die reprĂ€sentative Demokratie nicht, sondern ergĂ€nzt sie punktuell. Die reprĂ€sentative Demokratie bleibt "ĂŒberwĂ€ltigend dominant".
2. Das Verfahren & Begriffsbestimmungen (M1)
Die 3 Stufen (Volksgesetzgebung)
-
Volksinitiative
Einstieg: BĂŒrger schlagen dem Parlament einen Gegenstand zur Befassung vor. (Erste Stufe).
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Volksbegehren
Antrag auf GesetzesĂ€nderung oder Parlamentsauflösung. Richtet sich oft gegen einen Parlamentsbeschluss. Hohe HĂŒrden (Unterschriften).
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Volksentscheid
Verbindliche Abstimmung des Volkes ĂŒber die Sachfrage ("Ja" oder "Nein").
Weitere Begriffe
- Volksbefragung: Reine Meinungsabfrage, rechtlich nicht verbindlich.
- Referendum: Oft von "oben" (Parlament/Regierung) initiiert, z.B. zur BestÀtigung einer VerfassungsÀnderung (obligatorisch). Unterschied zum Volksentscheid: Kommt nicht "von unten".
- Plebiszit: Oft negativ konnotiert (Ad-hoc-Befragung von oben), in Diktaturen oft zur Schein-Legitimation ("FĂŒhrerentscheidungen").
Historischer Hintergrund (Grundgesetz)
Die MĂŒtter und VĂ€ter des Grundgesetzes waren 1949 sehr skeptisch gegenĂŒber direkter Demokratie. Grund: Erfahrungen aus der Weimarer Republik, wo Volksentscheide von extremistischen KrĂ€ften zur Destabilisierung genutzt wurden. Daher gibt es auf Bundesebene in DE fast keine direktdemokratischen Elemente (auĂer bei Neugliederung von BundeslĂ€ndern).
3. Pro & Kontra: Direkte Demokratie (M2)
Sicht des Vereins "Mehr Demokratie e.V." (Pro-Argumente)
- "WĂ€hlen allein reicht nicht": Alle paar Jahre ein Kreuz zu machen ist eine "demokratische Unterforderung".
- Gummiband-Effekt: Direkte Demokratie zieht die GewĂ€hlten wie ein Gummiband immer wieder zurĂŒck an die Interessen des Volkes.
- Gegen Entfremdung: Verhindert, dass Politiker "ĂŒber die Köpfe hinweg" entscheiden.
- Signalwirkung: Ein Volksbegehren signalisiert der Politik: "Hier ist ein wichtiges Thema, es gibt Handlungsbedarf!"
- These: Direkte Demokratie macht die reprÀsentative Demokratie erst richtig reprÀsentativ.
| Pro (DafĂŒr) | Kontra (Dagegen) |
|---|---|
| Themensetzung: Themen, die Parteien ignorieren, kommen auf die Tagesordnung (Agenda-Setting). | Soziale SelektivitĂ€t: "Mittel- und Oberschicht" beteiligt sich stĂ€rker. Sozial Benachteiligte bleiben oft auĂen vor. |
| Kontrolle & Korrektiv: Verhindert "Parlamentsabsolutismus" (Regieren gegen die Mehrheit fĂŒr 4 Jahre). | Einfluss von Ressourcen: Gruppen mit viel Geld und Medienzugang können Kampagnen dominieren. |
| Differenzierung: Man kann eine Partei wĂ€hlen, aber in einer Sachfrage (z.B. Steuererhöhung) anders entscheiden. | KomplexitĂ€t & Emotion: Gefahr der "Stimmungsdemokratie". Komplexe Fragen werden auf Ja/Nein reduziert (Ăberforderung). |
| Gegen Politikverdrossenheit: Identifikation mit dem System steigt, BĂŒrger ĂŒbernehmen Verantwortung. | Fehlende Verantwortung: Das Volk kann fĂŒr Fehlentscheidungen nicht zur Rechenschaft gezogen werden (anders als abwĂ€hlbare Politiker). |
| Begrenzung von Lobbyismus: "Kuhhandel" und KlĂŒngelei der Politiker werden erschwert. | Minderheitenschutz: Gefahr, dass die Mehrheit Minderheiten diskriminiert (z.B. Todesstrafe-Beispiel). |
| Befriedungsfunktion: Entscheidungen werden eher akzeptiert ("Man wurde gefragt"). | Polarisierung: Kompromisse (typisch fĂŒr Parlament) fallen weg. Es gibt nur Sieger und Verlierer. |
4. Vertiefung: PlebiszitÀre vs. ReprÀsentative Demokratie
Was ist eine plebiszitÀre Demokratie?
Der Begriff wird oft synonym zur direkten Demokratie verwendet. Das Volk stimmt selbst und direkt ĂŒber Sachthemen ab. Im Gegensatz dazu vertraut die reprĂ€sentative Demokratie die Regelung der Angelegenheiten einem Parlament an.
a) Unterschied: Wahlen vs. Abstimmungen
| Wahlen (ReprÀsentativ) | Abstimmungen (Direkt/PlebiszitÀr) |
|---|---|
| Gegenstand: Ăbertragung von Entscheidungsvollmacht an Personen/Parteien. | Gegenstand: Entscheidung direkt "in der Sache" (Sachthema). |
| Basis: Vertrauen in Personen (Amtszeit). | Basis: Eigenes Sachurteil des BĂŒrgers. |
| Urteil: Ăber Personen/Parteien (Zukunftsprognose). | Urteil: Ăber ein konkretes Gesetz/Problem. |
b) Strukturelle Unterschiede (Theorie)
ReprÀsentative Demokratie
- Prinzip: Dialogisch (BĂŒrger und AmtstrĂ€ger stehen sich gegenĂŒber).
- Verantwortung: "Responsible Government" â Politiker sind rechenschaftspflichtig.
- Prozess: Beratung (Deliberation) und Entscheidung sind eng verknĂŒpft.
Direkte Demokratie
- Prinzip: IdentitĂ€r (Aufhebung des GegenĂŒbers, BĂŒrger entscheidet selbst).
- Verantwortung: Der einzelne BĂŒrger ist niemandem rechenschaftspflichtig (Verlust der institutionellen Verantwortung).
- Prozess: Beratung und Entscheidung fallen oft auseinander (Ja/Nein am Ende).
Fazit / Kompromiss
Oft wird eine Mischform befĂŒrwortet: GrundsĂ€tzlich reprĂ€sentative Demokratie, ergĂ€nzt durch plebiszitĂ€re Elemente (Volksentscheide) auf kommunaler oder Landesebene, seltener auf Bundesebene.