Aufbau & ErzĂ€hltechnik fĂŒr die Klausur
Du analysierst NICHT "Herkunft", sondern einen unbekannten Roman! "Herkunft" wird nur fĂŒr den Vergleich am Ende benötigt.
Die Einleitung besteht aus zwei Teilen: Erst "Herkunft", dann der unbekannte Roman.
SaĆĄa StaniĆĄiÄs autofiktionaler Roman "Herkunft", erschienen 2019 und ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis, thematisiert die Suche nach IdentitĂ€t und Heimat vor dem Hintergrund von Flucht und Migration. Der in ViĆĄegrad (Bosnien) geborene Autor verarbeitet darin seine eigene Fluchtgeschichte aus dem zerfallenden Jugoslawien und das Ankommen in Deutschland.
Der vorliegende Romanausschnitt aus "[TITEL]" von [AUTOR], veröffentlicht [JAHR], behandelt das Thema [THEMA]. Im Folgenden soll untersucht werden, [AUFGABENSTELLUNG].
Die Deutungshypothese ist eine vorlĂ€ufige Interpretation des Textes, die du nach dem ersten Lesen formulierst. Sie beschreibt, worum es im Text auf einer tieferen Ebene geht â also nicht nur die Handlung, sondern die Bedeutung/Aussage.
"Der Text lÀsst sich als Darstellung des inneren Konflikts eines Migranten zwischen Anpassung und Bewahrung der eigenen IdentitÀt deuten."
"Der Ausschnitt thematisiert vermutlich die Schwierigkeit, in einer neuen Umgebung anzukommen, ohne die eigenen Wurzeln zu verlieren."
Textinhalt: Ein junger Mann kommt nach Deutschland und beobachtet Menschen im Supermarkt. Er versteht die Sprache nicht und fĂŒhlt sich fremd.
Deutungshypothese: "Der Text verdeutlicht die Entfremdung und Isolation, die Migranten bei ihrer Ankunft in einem fremden Land erleben. Die Alltagssituation im Supermarkt wird zum Symbol fĂŒr die Barrieren zwischen dem Protagonisten und der neuen Gesellschaft."
Die Behauptung ist eine direkte Antwort auf die Aufgabenstellung. Sie wird im Hauptteil mit Textstellen belegt.
Aufgabe: "Analysieren Sie, wie der Protagonist mit seiner Ankunft in der Fremde umgeht."
Behauptung: "Der Protagonist zeigt in dem vorliegenden Textausschnitt eine ambivalente Haltung gegenĂŒber seiner neuen Umgebung: Einerseits versucht er sich anzupassen, andererseits klammert er sich an Erinnerungen an seine Heimat."
Hier siehst du, wie man alle Bausteine (Herkunft-Intro + Basissatz + Deutungshypothese + These) zu einem flĂŒssigen Text verbindet. Die Sprache ist einfach und verstĂ€ndlich gehalten.
[Teil 1: Herkunft] Der 2019 erschienene Roman "Herkunft" von SaĆĄa StaniĆĄiÄ handelt von der Flucht des Autors aus Jugoslawien und seinem schwierigen Ankommen in Deutschland. StaniĆĄiÄ beschreibt darin, wie kompliziert die Suche nach der eigenen IdentitĂ€t ist, wenn man seine Heimat verloren hat.
[Teil 2: Ăberleitung & Basissatz] Auch der vorliegende Romanausschnitt aus "Die Fremde" von Maria Musterfrau, veröffentlicht im Jahr 2020, beschĂ€ftigt sich mit dem GefĂŒhl, nirgendwo dazuzugehören. Im Text geht es um eine junge Frau, die versucht, in einer neuen Stadt FuĂ zu fassen, aber an der KĂ€lte der Menschen scheitert.
[Teil 3: Deutungshypothese] Der Text lĂ€sst sich so verstehen, dass wahres Ankommen nicht möglich ist, solange man sich innerlich noch gegen die neue Umgebung wehrt. Die Ă€uĂere Isolation spiegelt hier die innere Einsamkeit der Protagonistin wider.
[Teil 4: These zur Aufgabe] BezĂŒglich der Aufgabenstellung lĂ€sst sich sagen: Die Protagonistin reagiert auf ihre Fremdheit mit RĂŒckzug und passiver Aggression, statt aktiv auf andere zuzugehen.
[Teil 1: Herkunft] In seinem autofiktionalen Roman "Herkunft" (2019) thematisiert SaĆĄa StaniĆĄiÄ das Aufwachsen zwischen zwei Kulturen. Besonders wichtig ist dabei die Sprache, die fĂŒr ihn der SchlĂŒssel ist, um in Deutschland wirklich anzukommen und seine Geschichte zu erzĂ€hlen.
[Teil 2: Ăberleitung & Basissatz] Das Thema Sprache steht auch im Mittelpunkt der Kurzgeschichte "Sprachlos" von Max Mustermann aus dem Jahr 2018. Der Text handelt von einem SchĂŒler, der sich im Unterricht nicht traut zu sprechen, weil er Angst vor Fehlern hat.
[Teil 3: Deutungshypothese] Die Geschichte verdeutlicht, dass Sprache mehr ist als nur Kommunikation â sie ist ein Teil der Persönlichkeit. Wenn man die Sprache nicht beherrscht, fĂŒhlt man sich oft wertlos und unsichtbar.
[Teil 4: These zur Aufgabe] Untersucht man das Verhalten des SchĂŒlers, wird deutlich: Seine Sprachlosigkeit ist ein Schutzmechanismus, um nicht ausgegrenzt zu werden, fĂŒhrt aber paradoxerweise genau zu seiner Isolation.
| Methode | Beispiel |
|---|---|
| Direktes Zitat | Der ErzĂ€hler beschreibt seine GefĂŒhle als "ein Gemisch aus Angst und Hoffnung" (Z. 23). |
| Indirektes Zitat | Der Protagonist erklĂ€rt, dass er sich in der neuen Stadt fremd fĂŒhle (vgl. Z. 23-25). |
| Paraphrase | Wie der ErzÀhler betont, ist das Ankommen ein langer Prozess (vgl. Z. 30ff.). |
Der ErzÀhler verwendet eine Metapher, wenn er seine Ankunft in Deutschland als "ein Erwachen in einer fremden Welt" (Z. 45) beschreibt. Diese Metapher verdeutlicht die Desorientierung des Protagonisten: Wie jemand, der aus einem Traum erwacht, findet er sich plötzlich in einer unbekannten RealitÀt wieder. Die Wortwahl "fremd" unterstreicht zudem die emotionale Distanz, die der Protagonist zur neuen Umgebung empfindet.
| Perspektive | Merkmale | Wirkung |
|---|---|---|
| Ich-ErzÀhler | "Ich ging...", persönliche Sicht, subjektiv | NÀhe zum Protagonisten, Identifikation, eingeschrÀnkte Sicht |
| Personaler ErzÀhler | Er/Sie-Form, aus Sicht einer Figur | Innensicht einer Figur, aber distanzierter als Ich-ErzÀhler |
| Auktorialer ErzĂ€hler | Allwissend, kennt alle Gedanken, kommentiert | Ăberblick, Distanz, kann bewerten |
Ich-ErzĂ€hler = SaĆĄa StaniĆĄiÄ selbst (autofiktional). Sehr persönlich, subjektiv, ermöglicht Identifikation mit Fluchterfahrung.
| Begriff | ErklÀrung | Beispiel "Herkunft" |
|---|---|---|
| Chronologisch | Ereignisse in zeitlicher Reihenfolge | Nicht in "Herkunft"! |
| RĂŒckblende (Analepse) | Sprung in die Vergangenheit | Kindheitserinnerungen, FuĂballspiel 1991 |
| Vorausdeutung (Prolepse) | Sprung in die Zukunft | "Huso wurde 1992 angeschossen..." |
| Zeitraffung | Zeit wird gerafft, kurze Darstellung | "Die Jahre in Heidelberg..." |
| Zeitdehnung | Moment wird ausgedehnt | Das Tor im FuĂballspiel |
Nicht-lineare ErzÀhlung: Springt zwischen Zeiten und Orten. Fragmentarisch wie Erinnerungen. Ende: "Choose your own adventure".
| Aspekt | Fragen |
|---|---|
| Wortwahl | Einfach/komplex? Fachsprache? Umgangssprache? Fremdwörter? |
| Satzbau | Kurze/lange SĂ€tze? Parataxe/Hypotaxe? Ellipsen? |
| Ton/Stil | Sachlich? Emotional? Ironisch? Humorvoll? |
| Bildsprache | Metaphern? Vergleiche? Symbole? |
| Stilmittel | ErklÀrung | Beispiel | Wirkung |
|---|---|---|---|
| Metapher | Bildlicher Vergleich ohne "wie" | "Biografie weggespĂŒlt" | Veranschaulichung, emotionale Wirkung |
| Vergleich | Mit "wie" oder "als" | "wie FrĂŒhlingsanfang" | Verdeutlichung, Anschaulichkeit |
| Personifikation | Vermenschlichung | "Die Drina ist nervös" | Belebung, emotionale Bindung |
| Symbol | Gegenstand mit tieferer Bedeutung | Rot-weiĂer Schal = Kindheit/Heimat | Verdichtung von Bedeutung |
| Anapher | Wiederholung am Satzanfang | "Ich hatte... Ich hatte..." | Betonung, Rhythmus |
| Ironie | Gegenteil des Gemeinten | "Die Deutschen mögen Tabellen" | Humor, Distanz, Kritik |
| Ellipse | Auslassung von Satzteilen | "Drei Köpfe, krasse ZĂ€hne, so was." | Tempo, MĂŒndlichkeit |
| Rhetorische Frage | Frage ohne erwartete Antwort | "Was bist du?" | Nachdenklichkeit, Betonung |
| Kontrast/Antithese | GegenĂŒberstellung | "Erinnern vs. Vergessen" | Spannung, Verdeutlichung |
Metapher: "als sei meine Biografie von der Drina weggespĂŒlt worden" â Die Drina als Fluss der Heimat, der die Erinnerungen wegtrĂ€gt.
Personifikation: "Meine Drina ist nervös" â Der Fluss wird vermenschlicht, erhĂ€lt emotionale QualitĂ€t.
Symbol: Der rot-weiĂe Schal von Roter Stern Belgrad symbolisiert Kindheit, Heimat und Unschuld.
Ironie: "Die Deutschen mögen Tabellen. Ich legte eine Tabelle an." â Leichte Distanzierung von deutscher BĂŒrokratie.
Zusammenfassend lĂ€sst sich sagen, dass der vorliegende Textausschnitt die eingangs formulierte Behauptung bestĂ€tigt: Der Protagonist zeigt eine ambivalente Haltung gegenĂŒber seiner Ankunft in der Fremde. Die Analyse der ErzĂ€hltechnik hat gezeigt, dass der Ich-ErzĂ€hler durch RĂŒckblenden seine Zerrissenheit zwischen alter und neuer Heimat verdeutlicht. Die verwendeten Stilmittel, insbesondere die Metapher des "Erwachens in einer fremden Welt", unterstreichen die emotionale Dimension des Ankommens.
Im Folgenden soll nun ein Vergleich mit SaĆĄa StaniĆĄiÄs "Herkunft" zeigen, wie beide Texte das Thema des Ankommens behandeln.